Ein kurzer Einblick ins erste Kapitel!

 Meine Geschichte begann an einem wunderschönen Mittsommertag, der Himmel war nahezu wolkenlos und trotz den, selbst für den Mittelmeerraum hohen Temperaturen, war es nicht unangenehm heiß. Ein kühler Wind trug einen leichten Salzgeschmack vom Meer hinauf zu unserem Anwesen. Allerdings befand ich mich nicht dort. Das tat ich nie wirklich gerne, denn mir liefen dort zu viele Erwachsene herum, von denen ich mich persönlich des Öfteren beobachtet fühlte. Nein, ich saß auf einer kleinen Steinmauer ein paar hundert Meter vom Hof entfernt, inmitten großer, üppiger Wiesen, auf denen vereinzelt Ziegen grasten. Hier saß ich besonders gerne, weil dort eine wunderbare Ruhe zum Alleinsein und Nachdenken herrschte. Außerdem bot sich hier ein unglaublicher Ausblick: Die Hügel herunter konnte man dem kleinen Pfad, der vom Anwesen herab und in der Ferne zur Hauptstadt der Insel Skyros führte, mit den Augen folgen. Es handelte sich hierbei um keine große Stadt, vielmehr war es ein größeres Dorf, was aber keineswegs mit Armut gleichzusetzen war. Im Gegenteil: Die Fischerei florierte und der Übersee-Handel brachte zuweil große Geschäftigkeit in das kleine Städtchen. 

Von dem brüchigen Steinmäuerchen, auf dem ich saß, konnte ich kleine Punkte auf dem Meer erkennen. Die meisten steuerten Richtung Hafen und vielleicht war ja das Schiff dabei, worauf ich bereits in Ungewissheit wartete. Ich fokussierte meinen Blick auf die weit entfernten Umrisse, sodass ich alles um mich herum außer Acht ließ. Möglicherweise würde ich so etwas Genaueres erkennen können. Deshalb bemerkte ich die Person nicht, die sich angeschlichen hatte und mich abrupt von der Mauer riss. Für einen Moment verschwamm mein Sichtfeld und ich spürte eine instinktive Wut in mir aufsteigen; doch bevor ich mich zur Wehr setzen konnte, drang ein glucksendes Lachen durch den Nebel, der sich über meine Sinne gelegt hatte. So schnell, wie dieser aufgezogen war, klärte sich meine Sicht wieder und ich erkannte die Kleidung, und die dazugehörige Person, während ich längs im hohen Gras lag. „Unerhört! Du wirst doch wohl nicht etwa einer Dame unter ihre Tunika schauen!“, kicherte Pia mit gespielt hochnäsiger Stimme.

  Sie war mit ihrem Zwillingsbruder Taliel die einzige andere Jugendliche, die in dem Anwesen lebte und daher war ich mit ihrer neckischen, verspielten Art zwangsweise vertraut. Es leben nur so wenig junge Menschen auf dem Anwesen, weil der Zweck, dem es dient, ein äußerst seltener und ungewöhnlicher ist. Es handelt sich nämlich um ein Versteck für Familien, die, aus welchen Gründen auch immer, lieber im Geheimen und Ungestörten leben wollen. Aber da es nur wenige solcher Familien gab, lebten auf dem Anwesen zurzeit nur zwei davon: Die der Zwillinge und meine; des Weiteren allerlei Bedienstete. Ich persönlich kann mich schon gar nicht mehr an eine Zeit ohne das Anwesen erinnern, aber Pia und ihr Bruder waren erst hierher gezogen, als ich schon ungefähr acht Jahre alt war. Um genau zu sein, kamen sie sinngemäß auch nicht wegen des Lebens im Verborgenen hierher, sondern, weil nach merkwürdigen Ereignissen um sie und ihre ganze Familie herum verkündet wurde, dass beide mit der Gabe des Sehens von Apollo gesegnet worden waren – und daher möglicherweise Nachfolger für das Orakel von Delphi sein könnten. Aus Angst vor schlechten Einflüssen und anderen üblen Machenschaften entschieden ihre Eltern, sie hier in Sicherheit aufwachsen zu lassen, bis sich Genaueres zu ihrer vagen Zukunft ergebe. Im Nachhinein kann man sich gar nicht vorstellen, wie dankbar ich ihren Eltern für diese Entscheidung war, da die beiden das Beste waren, was mir in meinem noch jungen Leben passieren konnte. 

Dazu müsst ihr wissen, dass ich etwas schwierig bin, was mein Sozialverhalten angeht, da ich die ersten Jahre meines Lebens völlig ohne andere Kinder, geschweige denn mit guten Freunden verbracht hatte. Nahezu komplett isoliert lebte ich also die ersten Jahre auf dem Anwesen. Die einzigen anderen Menschen, mit denen ich Kontakt hatte, waren damals meine Mutter und natürlich auch die Diener, die jedoch ihre Beziehung zu mir auf ein Minimum beschränkt hielten. Doch all dies spielte schlagartig keine Rolle mehr, in dem Moment, in welchem ich bemerkte, dass meine Mutter schwer erkrankt war, als ich gerade mal mein siebtes Lebensjahr erreicht hatte. Zunächst muss ich erklären, dass meine Mutter kein Mensch war; um genau zu sein war sie eine Meeresnymphe. Das sind vom Aussehen stark menschenähnliche Wesen, die aber aus dem Wasser kommen und für gewöhnlich auch dort leben. Sie werden auch Nereiden genannt. Selbst wenn man allzu genau hinschaut, kann man, bis auf die Tatsache, dass sie sich meist auf dem Meeresgrund aufhalten, kaum einen Unterschied zu einer gewöhnlichen Menschenfrau erkennen. Ausgenommen vielleicht einem leichten Blauton der Haut oder meist tiefgrünen Augen, ist der größte Unterschied, dass ihre Verbindung zum Meer ständig aufrechterhalten werden muss, sollten sie sich für längere Zeit aufs Land begeben. Diese anstrengende und unangenehme Lebensweise hatte meine Mutter bereitwillig auf sich genommen, um so nah wie möglich bei mir zu sein. 

Nun ja, schwimmen und tauchen kann ich zwar recht gut, aber ich glaube mehr Meeresnymphe steckt nicht in mir. Meine Haut zeigt keinen Anschein eines blauen Schimmers, die Augen in ein helles Blau getaucht und auch das kurze, strohblonde Haar, hat nichts mit dem einer Nymphe zu tun. Und zu guter Letzt ist da noch mein Name: „Achilles“, nicht besonders verbreitet unter ihresgleichen. Doch alles änderte sich dann schlagartig, als ein starkes Fieber meine Mutter befiel – eine Folge des kräftezehrenden Lebens an Land, welches sie vermutlich mit der Zeit umgebracht hätte. Also musste sie zurück ins Meer, um dort auf Heilung zu hoffen, was mir, aber auch ihr, unfassbar schwerfiel. Natürlich konnte ich ihre Entscheidung damals nicht verstehen. Nur dass meine Mutter wegwollte und ich sie nicht wiedersehen würde, war mir damals klar. Ich hatte ja nur sie, sie war alles für mich. Kurz bevor sie mich verlassen musste, benachrichtigte sie noch einen weit entfernt verwandten Onkel; er sollte sich um mich kümmern bis sie … falls sie wiederkommen würde. Ihre Tränen vermischten sich beim Abschied mit der schäumenden Gischt, als sie, bei einer kleinen, abgelegenen Bucht der Insel ins Meer schritt. Der entfernt lebende Onkel namens Oregon war ein normal sterblicher Mensch und kam so schnell es ging, um die Vormundschaft für mich zu übernehmen. Die ersten Wochen bekam er mich nur schwer besänftigt, indem er mit mir jeden Tag die Bucht besuchte, um nach meiner Mutter Ausschau zu halten. Jedoch trat sie mir nie  aus den Wellen entgegen oder begrüßte mich mit einem vor Gesundheit strahlenden Lächeln. Wochen und Monate vergingen wartend, so kam ich auch das erste Mal mit wildfremden Menschen in Kontakt. Alte Fischer, die ihre Netze einholen wollten oder junge Frauen, die Muscheln vom perlweißen Sand aufsammelten, um die Ketten, die sie daraus flochten, in der Stadt zu verkaufen. Das konnte nur passieren, weil mein sogenannter Onkel nicht viel von der „Isolation = Sicherheit“-Einstellung seiner Cousine hielt und den neuen Kontakt zuließ, auch wenn er ebenso auf der Hut war wie meine Mutter. Zunächst kam zu meiner enormen Trauer auch noch große Angst vor den fremden Leuten dazu. Doch nach und nach merkte ich dadurch, dass nicht jeder Unbekannte mir etwas Böses wollte. Tatsächlich waren die meisten sehr nett zu mir und dieser Wandel, das Neue, was zuvor von meiner Mutter abgehalten wurde, verdrängte allmählich die Trauer um sie. Das hieß leider nicht, dass ich sie weniger schrecklich vermisste oder dass die Skepsis vor Neuem einfach so aus mir wich. Aber es entzündete eine Lust auf dieses Unbekannte in mir, was all die Zeit für mich nicht greifbar gewesen war. Doch in die Stadt durfte ich trotzdem nicht und deshalb war der Tag, an dem die Zwillinge ankamen, auch der erste, an dem ich gleichaltrige Kinder traf. Tatsächlich räumte mir die damals sechsjährige Pia das Problem mit dem ersten Kontakt sehr rasant aus dem Weg: „Duu … hast du etwa Angst vor uns?“, fragte damals das kleine Mädchen.

  Sie und ihr Bruder sind ein halbes Jahr jünger als ich und früher war ich deshalb auch ein Stück größer als Pia. Umso mehr wurde mein damaliges Ich von der neugierigen und frechen Art dieses anderen Kindes überrascht. Sodass ich mich ängstlich hinter den Beinen von Oregon versteckte, als dieser die Kinder und deren Eltern damals begrüßen wollte. „I-Ich habe vor gar nichts Angst!“, stammelte ich nur zurück. Darauf erwiderte Pia, während sie den Kopf schief legte, um mich zu mustern: „Dafür zitterst du aber ganz schön, … du bist komisch … das mag ich! Taliel ist immer sooo langweilig, du scheinst spaßiger.“ Bei diesen Worten streckte sie ihrem Bruder kurz die Zunge raus, um mir danach ihre Hand entgegenzustrecken. Gerade, als ein Diener neben uns das freche Gör zurechtweisen wollte, weil die Bediensteten von meiner auffälligen Angst vor unbekannten Menschen wussten, kam ihm das andere Kind jedoch zuvor. „P-Pia w-was machst du?! D-Das gehört sich n-nicht!“, brachte der kleine Junge nur panisch hervor und zog sie von mir weg, zurück zu ihren Eltern. „Hey, was machst du da, lass mich los!“, kreischte sie noch, aber es half nichts mehr. Auf jeden Fall schockte mich das Verhalten von diesen beiden Kindern so sehr, dass ich auf dem Absatz kehrtmachte und ins Haus rannte, welches ich erst drei Tage später unter enormer Zurede meines Onkels wieder verließ. So verängstigt war ich gewesen. Die Jahre vergingen und ohne es anfangs wirklich zu wollen, freundete ich mich mit den beiden sehr gut an. 

Besonders Pia mit ihrem aufgeweckten und zu ihrem Zwillingsbruder so extrem gegensätzlichen Charakter, wuchs mir ans Herz. Natürlich bekam ich auch mehr und mehr mit Taliel zu tun, auch wenn er fast genauso schüchtern war wie ich. Aber weil es nur uns drei gab, blieb uns nichts anderes übrig, als gemeinsame Sache zu machen. Taliel war wirklich klug und las sehr oft und viel, wovon ihn seine Schwester aber des Öfteren abhielt, um ihn mit nach draußen zu schleppen, damit wir zusammen etwas spielen konnten. Und was soll ich sagen, irgendwie hat sich unsere doch kuriose Freundschaft bis heute gehalten. Nun zurück ins Hier und Jetzt, wo sich eine 14-jährige Pia auf mich geworfen hatte und ich mich nach dieser hinterhältigen Attacke aufzurappeln versuchte. Sie unterband dies jedoch sofort, indem sie sich mit ihrem Rücken auf meinen Bauch legte und es sich so, quer auf mir, bequem machte. Ihre Arme, während eines herzhaften Gähnens ausstreckend, sagte sie zu mir, ohne ihren Blick von den paar Wolken zu nehmen, die vereinzelt den Himmel verzierten: „Ich suche dich schon den ganzen Morgen, du hattest mir doch versprochen, zusammen mit Taliel den Wochenmarkt in der Stadt zu besuchen.“ Dabei wandte sie den Kopf zu mir und hob eine ihrer großen Augenbrauen, was sie gerne tat, um ihren Worten ein wenig mehr Ausdruck zu verleihen. Ihre nahezu smaragdgrünen Augen gaben mir so oft das Gefühl, als würde sie geradewegs durch mich hindurch direkt in meine Seele blicken, was zugleich dann auch ein gewisses Unbehagen bei mir auslöste. Ich versuchte, einen möglichst festen und gleichgültigen Blick an den Tag zu legen und sagte: „Geht heute leider nicht, das hab’ ich dir doch gestern schon gesagt. Der alte Bekannte meiner Mutter soll heute ankommen, also vielleicht nächste Woche, okay?“ Pia ließ zur Antwort nur ihren Kopf von der einen Seite zur anderen schwingen und strich sich durch die schulterlangen, dunkelblonden Haare, ohne ihren durchdringenden Blick von mir zu nehmen. „Ähm, ich versprech’s dir.“, antwortete ich darauf zögernd, wobei mir natürlich bewusst war, dass es jetzt kein Zurück mehr gab. Lachend warf sie ihren Kopf in den Nacken und ihr Haar wirbelte durch die Luft; es hatte schon wieder Ansätze von Locken in den Spitzen, was immer dann kam, wenn sie diese bis zu ihren Schultern trug. Sie mochte ihre Locken aber nicht, deshalb schnitt sie ihr Haar oft sehr kurz für ein Mädchen ihres Alters. Ich bedauerte das ein wenig, was ich ihr gegenüber allerdings nie erwähnte. Sie sagte schnippisch zu mir: „Du bist weder gut im Versprechen einhalten noch im Lügen, weißt du das eigentlich?“ Ohne meine Antwort abzuwarten fuhr sie fort: „Also, wenn du mich nicht nächsten Samstag um Punkt sieben abholst, werde ich Oregon jedes Mal erzählen, wenn du ungefragt vom Grundstück gehst!“

Um meinen Onkel mal genauer zu beschreiben: In den Jahren, in denen er mit mir auf dem Anwesen lebte, war er zum Hauptmann der Wache aufgestiegen, was zu seinem Aussehen auch ganz gut passte. Lange schwarze Haare fielen herab auf seine muskulösen Schultern, die immer noch so weit höher thronten, als ich selbst groß war. Sein strenger Umgang mit mir hatte nahezu militärische Züge, aber er war immer fair und auf mein Wohl bedacht. Auch das Ausschauhalten nach dem neuen Lehrer hatte er mir aufgetragen, aber naja … ganz so gehorsam war ich dann doch nicht immer. Manchmal schlich ich mich vom Gelände, auch wenn ich seine Erlaubnis nicht zuvor erfragt hatte, um mal einen Moment alleine und unbewacht zu sein. Daher schockte mich ihre gemeine Drohung auf mehreren Ebenen: Einmal deshalb, weil sie mich sowohl mit ihrem durchdringenden Blick als auch mit ihrem heimtückischen Plan in der Hand hatte. Normalerweise wäre ich bei diesen Worten von fremden Leuten psychisch zusammengebrochen, und dass Pia die Person war, die mir am vertrautesten war, änderte dies nur geringfügig. Gerade weil sie ein, meiner Meinung nach, wirklich hübsches Mädchen war, fand ich diese ganze Situation sehr unbehaglich. Mädchen bleibt halt einfach Mädchen, deshalb versuchte ich, mir meine Verunsicherung erneut nicht anmerken zu lassen. Ich versuchte mich abermals aufzurichten, doch diesmal drehte sie sich so, dass wir Kopf an Kopf lagen und ihre Haare mir fast in den Mund fielen. „Du bluffst doch nur, lass´ die dummen Scherze.“ Während ich das so sagte, ver- suchte ich, ihrem Blick auszuweichen und sie von mir runter zu drücken … 

Vergeblich, da sie mir keine Chance ließ und mich fest ins Gras drückte. Ihren ruhigen Atem konnte ich genauso auf meinem Gesicht spüren wie ihre Nasenspitze an meiner und die ganze Zeit dieses verdammte Kitzeln ihrer Haare an meinem Hals. Mit gespielt süßlicher Stimme flüsterte sie mir ins Ohr: „Ich würde doch niemals dumme Scherze machen, oder?“ Endlich bekam ich sie runter von mir, das aber nur, weil sie erstens anfing, über ihre eigene gespielte Art zu lachen und zweitens, weil ich meine Gedanken, die mir beinahe vollständig entglitten waren, wieder geordnet bekam und mir Mühe gab, nicht mehr an sie zu denken. Sich immer noch vor Lachen kugelnd, lag sie vor mir im dichten Gras; ein wirklich sehr lieber Mensch eigentlich, aber ihrem gelegentlichen Unsinn konnte keiner entkommen. Als ich mich wieder aufrichtete und in Richtung Stadt blickte, sah ich etwas Kleines auf der Straße, die zum Anwesen führte. Mit reichlicher Bemühung konnte ich einen kleinen Planwagen erkennen, der den staubigen Weg entlangfuhr. Pia hörte auf zu lachen, als sie meinen Blick sah, stand ebenfalls auf und folgte meinem Blick. „Und du weißt wirklich gar nichts über den Bekannten deiner Mutter, der dich unterrichten soll?“ „Nein, also naja, er soll schon länger Privatschüler unterrichten, aber laut Oregon nicht wirklich erfolgreich. 

Wobei ich das Gefühl habe, mein Onkel findet es nicht gut, dass ich nun von einem Fremden lernen soll, anstatt von ihm selbst.“ „Ach, der ist bloß eifersüchtig. Außerdem muss er dann jemandem vertrauen – worin er nebenbei bemerkt nicht wirklich gut ist. Ich glaube sogar, nach all den Jahren traut er mir und meinem Bruder immer noch nicht wirklich.“ Ihre Worte ärgerten mich ein wenig und ich fuhr sie etwas an: „Na und? Darin bin ich auch nicht besonders gut, wir haben halt unsere Gründe dafür.“ Darauf zuckte sie etwas zurück und erst jetzt bemerkte ich ihren Gesichtsausdruck, welcher nicht wie erwartet höhnisch war, sondern mitfühlend und sofort bereute ich, was ich gesagt hatte. „E-Entschuldige … Das war nicht böse gemeint.“ Doch zum Glück schien sie es mir nicht allzu übel zu nehmen und legte lächelnd ihren Arm um meine Schulter. Normalerweise wäre mir so etwas peinlich gewesen und ich wäre verlegen zurückgewichen, aber dieses schlechte Gefühl, das ich oft bei Neuem hatte, überschattete in diesem Moment meine Unsicherheit gegenüber ihrer vertraulichen Geste. Sie zog mich kurz an sich und einen Moment lang spürte ich nichts außer ihrem beruhigenden Herzschlag an meiner Brust, dann löste sie sich, sprang über die Mauer und lief ein paar Meter die Wiese hoch in Richtung des Anwesens. „Na komm schon du Angsthase, zusammen haben wir doch bisher noch alles überstanden.“ 17 Verwirrt und verdutzt stand ich nun da in dem tobenden Meer von Gefühlen und Gedanken um mich herum und wusste nicht ganz, was nun zu tun war. Schließlich lief ich ihr einfach nach, warf aber noch einen flüchtigen Blick nach hinten, wo sich weite Weiden und das noch weitere Blau des Meers erstreckte. Der kleine Wagen war nun von der groben Straße zur Stadt auf den schmalen Pfad, welcher die Wiesen hinauf bis schließlich zu dem Anwesen führte, abgebogen. Hoffentlich kam das schlechte Gefühl aus meiner Magengegend von meiner lächerlichen Paranoia dem Neuen gegenüber und hatte keinen begründeten Ursprung …